Mittwoch, 29. Juni 2011

KUMASI

Herzlich Willkommen im Herzen Ghanas




Ja, schon wieder begaben wir uns auf Reisen. Und schon wieder können wir von einer sehr interessanten Fahrt berichten. Auf dem Weg nach Kumasi waren es jedoch nicht die Verkehrsbedingungen und die Fahrkünste der Autofahrer, die uns den Atem raubten, sondern die interessanten Geschichten über Ashanti, Ghanas größte und mächtigste Region. Unsere Vorfreude auf deren Hauptstadt Kumasi wuchs proportional zu unserem Wissen über Tradition, Geschichte und Mythos. Noch gar nicht dort angekommen, erkannten wir bereits, dass uns dieses Reiseziel Ghana und seine Kultur um ein großes Stück näher bringen würde. Jede von uns konnte auf ihrem vergleichsweise erstaunlich bequemen und weiträumigen MetroBus – Sitz erahnen, dass wir in Kumasi, in Ghanas „zweiter Hauptstadt“, das finden würden, was die Faszination dieses Landes ausmacht: 
atemberaubende Kultur, schillernde Geschichte, allgegenwärtige Tradition.

Da uns Brother Albert am Vorabend bereits vor Kumasis „Wilden Kerlen“ gewarnt hatte, wappneten wir uns natürlich gegen etwaige Unannehmlichkeiten. Prince, Matteo und Filippo sollten den berühmt-berüchtigten Jungs aus der Großstadt die Stirn bieten :-)
Und diesen Job haben sie hervorragend gemeistert – kein Fufu-Fighter (wie Brother Albert die starken Ashantimänner liebevoll nannte) krümmte uns auch nur ein Haar. Dazu muss gesagt werden, dass man bei den überaus gutgebauten und äußerst stolzen Bewohnern Kumasis durchaus Vorsicht walten lassen kann, Touristen jedoch keineswegs Feindbilder darstellen, die auf der Stelle angegriffen und beseitigt werden müssen. Vor circa 200 Jahren mussten sich da eher die Briten in Acht nehmen! Die Kolonialherren staunten nicht schlecht, wer ihnen auf dem Schlachtfeld begegnete. Denn sie mussten ihre Kräfte nicht wie erwartet mit unzivilisierten, Pfeile schießenden Kannibalen messen, sondern gegen ein Heer von gestandenen Akan – Kriegern kämpfen. Erst nach sieben großen Schlachten gelang es den Briten, Kumasi einzunehmen und dem Erdboden gleich zu machen. Ein Großteil der bemerkenswerten Architektur der Ashantis ging dabei unter. Doch glücklicherweise kann man heute in Ashantis Hauptstadt immer noch einige schöne Bauten in den Gassen und Straßen entdecken und bewundern. Nachdem die Briten Kumasi eingenommen hatten, wurde der König ins Exil auf die Seychellen gebracht, die Freiheit Ghanas nahm er mit…

Was während der Kolonialzeit insbesondere den Ashantis blieb, war ihr Stolz, die ungebrochene Loyalität ihres Königs gegenüber und ihr Ruf als tapfere, starke Krieger – der noch Jahrhunderte später über Brother Albert bis an die Ohren zweier deutscher Mädchen gelangte ;-)

Doch nicht nur der König kam zurück, auch Ghanas Freiheit und Unabhängigkeit, wenn auch mit etwas Verspätung :-)



Mit Verspätungen mussten auch wir uns herum schlagen. Es dauerte seine Zeit, bis der Bus das ersehnte Ziel erreichte, ein Hotel mit passenden Zimmern und Preisen, sowie etwas Essbares für mittags gefunden werden konnte. Doch kaum war es halb 4 Uhr nachmittags, konnten wir uns endlich ins Getümmel auf dem Central Market werfen. 
Die Mädels (Steffi, Irene,Ich) trennten sich in weiser Voraussicht von den Jungs (Matteo, Fillipo, Patrick). Denn so wie die Fufu – Fighter für ihre starken Arme, sind Schuhe aus Kumasi für ihre Schönheit bekannt!!!
Allein Prince war bereit, sich für 2 Stunden zu opfern und leitete uns guten Mutes durch den größten (Schuh)Markt, den wir je gesehen haben. Er war unglaublich geduldig, wir waren unglaublich glücklich :-))

Mit Elan und neuen Schuhen starteten wir also in den nächsten Morgen! Am Frühstückstisch ahnten wir jedoch noch nicht, was uns dieser Tag an unvergesslichen Momenten bringen würde…

J&S

QUIZBREAK

Schon gewusst, dass… ?

gefundene Sachen in Ghana als ein Geschenk Gottes angesehen werden! Alles, was man findet, darf man behalten – derjenige, der etwas verliert war einfach zu fahrlässig oder unachtsam. Kein Wunder, dass wir im Internet-Café einen Sonderstatus genießen: das neue BlackBerry, das Steffi dort auf der Toilette gefunden hat, ging nämlich nicht in unseren Besitz über, sondern wurde nach deutscher Sitte dem rechtmäßigen Besitzer überreicht. Somit machten wir den Besitzer des Vodafone House unglaublich dankbar ;-)

in Ghana immer noch dutzende von Königen – Nana – in den jeweiligen Provinzen und Regionen das Sagen haben, obwohl es sich hier offiziell um eine Demokratie handelt! Staatsgeschäfte werden demnach auch vom gewählten Präsidenten und seinen Ministern geleitet, jedoch kann sich keine Regierung dem Einfluss des Asantehenes entziehen, dem König der Ashanti – Region (seit 1990 Otumfuo Nana Osei Tutu II.). Diese Königsfamilie ist sowohl immer noch sehr, sehr reich, als auch äußerst gebildet und übertrieben respektiert. In Kumasis Straßen und Hinterhöfen wird nicht ein schlechtes Wort über den König verloren, es sei denn man will sich unbedingt Ärger und Probleme einhandeln… Aufgrund dieser starken Präsenz diversen Monarchien stehen in Ghana die Chancen nicht schlecht, seinen Märchenprinzen zu finden. Denn nicht selten entpuppen sich Arbeitskollegen oder flüchtige Bekannte als Prinzen oder Prinzessinnen irgendeines Stammes ;-)

ein ghanaischer Königsthron nach einem etwas anderem System als die europäischen besetzt wird! Hier dürfen sich nämlich nicht die Söhne, geschweige denn etwaige andere Verwandte, des amtierenden Königs auf den bequemen Sitzplatz freuen, sondern ausschließlich die Verwandtschaft der Königin. Einmal mehr wird offensichtlich, wieso Ghana das Land der Starken Frauen ist!

vor allem Italiener und Franzosen es in Ghana schwer haben werden, sich rund um wohl zu fühlen!  Hier wird nämlich weder geraucht, noch Kaffee getrunken. Während die Ghanaer anscheinend soviel Kaffee exportieren, dass für sie selbst nichts mehr übrig bleibt, werden Zigaretten aus religiösen Gründen gemieden. Denn in Ghana sehen die Menschen den Körper als das „Haus“, in welchem die Seele wohnt, an. Dieser Stätte darf natürlich nicht mutwillig Schaden zugefügt werden (z.B durch Nikotin). Dagegen sind die Körper der jungen Generation anscheinend ausreichend gegen intensiven Marihuana-Konsum gewappnet. Punkt Punkt Punkt. 

die gesetzliche Krankenversicherung in Ghana nur schlappe 13 GHC kostet! Das macht nicht einmal 6 € pro Jahr – und eine für Afrika vorbildlich versicherte Bevölkerung.

man auf ghanaischen Straßen gerne mal über grellbuntes, neonfarbenes Federvieh stolpert. Die Besitzer wollen jedoch keineswegs ihre Tiere auf die eigene farbenfrohe Kleidung abstimmen, hierbei handelt es sich schlichtweg um Schutz. Denn die angesprühten Küken und Hennen werden nicht von Greifvögeln angegriffen – somit bleibt mehr für den eigenen Kochtopf ;-)

während hier die Hühner (und Fische und Affen und Antilopen) im Kochtopf schmoren, sie in Togo nebenan Hunde essen! Der beste Freund des Menschen hat es in Ghanas Nachbarland wahrlich nicht leicht: folg oder stirb! Wir haben Bilder von einem Labrador gesehen, dem sein Ungehorsam zum Verhängnis wurde. Der Hund des Leiters eines Krankenhauses wurde uns als Fleischberg vorgestellt. Life’s hard.



Narben hier unter anderem Leben retten! Sterben in einer Familie die ersten 2 Kinder, versucht man traditionell das Leben des 3. Kindes durch einen Schnitt in die Wange zu retten. Das „Zeichen“ sagt dem Tod, dass er diesen Menschen leider nicht mitnehmen kann. Uns wurde gesagt, dass diese Methode immer funktioniert, kaum zu glauben, aber anscheinend wahr! Jedoch trifft man auch viele Menschen mit senk – oder waagrechten Narben auf (beiden) Wangen, deren Geschwister alle noch leben. Diese Narben weisen lediglich darauf hin, dass die Person aus dem Norden des Landes kommt. Dort trägt man auch gerne mehrere Narben im Gesicht, da sie ein Schönheitsideal darstellen.

Montag, 20. Juni 2011

Accra


Pentecost

Fröhliche Pfingstgrüße aus Ghana :-) Wir hoffen, ihr hattet genauso schöne Feiertage wie wir. Allerdings wird der Pfingstgottesdienst in Deutschland höchstwahrscheinlich nicht an die Messe in Accra herankommen. Genauer gesagt, an die Messen – wir ließen am Sonntag nämlich gleich zweimal den Heiligen Geist auf uns herabkommen! Doppelt hält besser ;-)

Messe #1
Ort: Nima, Central Accra 

Im Voraus sei gleich gesagt, dass religiöse Feste in Ghana im wahrsten Sinne des Wortes gefeiert werden. An Pfingsten hätten wir also den ganzen lieben langen Tag Kirchen aufsuchen und Gottesdienste miterleben können. Wir haben uns jedoch mit zweien zufrieden gegeben. Zudem wissen die Ghanaer, sich für solche Anlässe chic zu machen. So hatten sich praktisch alle außer uns in Schale geworfen.


Das hielt uns jedoch keineswegs davon ab,  mit zu tanzen und zu klatschen. Nur das inbrünstige Singen und Beten überließen wir dann doch den Gläubigen um uns herum, teils aus eigenem Interesse, teils gezwungenermaßen. Denn obwohl wir schon fleißig am Twi-Lernen sind, sind wir noch nicht bis zu den verschiedenen Gospelsongs vorgedrungen, die in jedem Gottesdienst die Wände und Herzen zum Schwingen bringen. Außerdem fanden wir, dass der Chor und die gesamte Gemeinde unsere unterstützenden Gesangskünste gar nicht nötig hätten; wir wollten uns also nicht aufdrängen ;-)
Noch mehr haben uns jedoch die Gebete der Menschen bewegt, bei denen man wirklich das Gefühl hatte, sie seien von deren Herzen entsandt. Wir sind uns sicher, dass Gott ihre Wünsche an diesem Morgen erhört hat…


Messe #2
Ort: Ein Feld, irgendwo in Accra

Noch ganz begeistert von der ersten Messe setzten wir also unsre spirituelle Reise fort. Als wir in der anderen „Kirche“ ankamen, wurde ich unmittelbar an folgenden Kanon erinnert:

Wo ein, oder zwei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen!

Auf einem entlegenen Feld hatten sich ein, oder zwei Christen versammelt. Unter einer zeltartigen, provisorischen Überdachung. Auf blauen Plastikstühlen, die das heilige Zeichen trugen. 
Hier seht ihr das Zeichen auf dem  Stoff!


Wo und unter welchen Umständen spielte an diesem Ort keine Rolle. Die zwei Dutzend Menschen waren in seinem, in Gottes Namen gekommen. Und inmitten dieser besonderen Versammlung durften wir einen Pfingstgottesdienst erleben, der das Fest und dessen Aussage beispiellos verkörperte. Während die kleine Gemeinde ununterbrochen Gospellieder sang und dazu tanzte, wurden alle ethnischen Unterschiede aufgehoben. Der Gesang, die Rhythmen, die Atmosphäre – das alles ergriff uns, sobald wir die Stätte betraten, riss uns mit und warf uns in die Mitte der Gemeinschaft, die sich in Gottes Namen versammelt hatte. Wir wurden ein Teil davon. Wir verloren zum ersten und vielleicht letzten Mal den Status des mysteriösen „Ubrunis“. Ich habe zeitweise meine Augen geschlossen, während wir uns einheitlich mit den anderen zur Musik bewegten. Ich hörte nur noch den Lobgesang der Menschen, die uns umgaben. Und ich verstand sie. Ich habe die Sprache der Lieder verstanden, auch wenn ich die Wörter nicht kannte. Zum ersten Mal im Leben ist uns das, was in der Bibel an Pfingsten beschrieben steht, auf beeindruckende Weise widerfahren. Uns war, als könnten wir an diesem Ort den Heilige Geist spüren. Wir sind uns eigentlich sicher. Denn obwohl in der Bibel geschrieben steht, er käme als feurige Zungen, erschien er uns in Accra in Form von nassen Regentropfen. Da muss also ein Fehler bei der Überlieferung passiert sein…
Durchtränkt vom Heiligen Geist bedankten wir uns bei den Menschen, die uns so herzlich aufgenommen hatten und zogen weiter – in Richtung Stadion!


 
J&S

Accra


Eine Hauptstadt, die viel Staub hat…

Gerade erst die Abenteuerfahrt in Ghanas Hauptstadt überlebt, mussten wir uns schon der nächsten Bewährungsprobe stellen. Der Taxifahrer setzte uns vor der sagenumwobenen Accra Mall ab. Sagenumwoben deshalb, da diesem Einkaufszentrum nachgesagt wird, es erfülle sämtliche europäische Standards – leider wahr!
Nachdem die anfängliche Freude über saubere, wohlig duftende Damentoiletten allmählich verflogen war, wurde uns bewusst, an was für einen Ort wir uns befanden. Große helle Gänge führten uns zu ghanaischen Jugendlichen, die weder in Twi, noch in gutem Englisch miteinander redeten. Teure Preise, Glitzer und übertriebene MakeUps leuchteten uns von überall entgegen. Überall traf man auf Weiße, die ihre Haare begeistert wie Afrikaner trugen und umgekehrt auf Ghanaer, die offensichtlich den westlichen Stil komplett kopierten. Wir wussten überhaupt nicht, was wir mit dieser Facette Ghanas anfangen sollten. Also kauften wir uns erstmal Kekse und 2 superleckere, brainfreezing Smoothies. Dann setzten wir uns, noch etwas überrumpelt, auf eine Bank, die wie eine Bank im OEZ aussah. Und beobachteten mit einigem Argwohn die Teenager, die sich wie Teenager in Deutschland benahmen (Rudelbildung, Flirtalarm, Gekicher…). Wir nahmen die Gerüche der Fast – Food – Restaurants wahr, die wir auch in München wahrnehmen. Die Offenheit und das vertraute Akwaaba, das breite Lächeln der Ghanaer dazu, bewundernswerte, bunte Stoffe, die auf schwarzer Haut einfach toll aussehen und den verführerische Geruch von RedRed oder gebratenem Tapila wird man hier niemals finden. Die Menschen sitzen mit ihren Handys und Laptops an den Tischen im Foodcourt und mampfen Fertigpizza und Burger wie bei uns. Doch endlich entdeckten wir ein kleines Detail, das uns versicherte, immer noch auf afrikanischem, nicht europäischem Boden zu sein. Denn wie Afrikaner, egal wie „europeanized“ auch immer, essen, wird sie immer von uns unterscheiden (abgesehen von diesem kleinen Detail, das sich Hautfarbe nennt…): sie essen mit den Fingern, und zwar alles. Bei McDonalds verwenden wir zwar auch nicht unbedingt Besteck, doch habt ihr schon mal in Europa jemanden das Eis mit dem Finger essen gesehen?! Klingt komisch, sieht witzig aus und ist definitiv afrikanisch J
Trotz dieser Entdeckung, wollten wir dem famosen Gebäude einfach nur wieder den Rücken kehren und ab ins Hotel. Unser persönlicher Abholsservice stand schon zu unsren Diensten. Ein Freund aus dem OPD, Prince, und sein Bruder, Fifi-Kofi, brachten uns freundlicherweise von der befremdlichen Mall in unser Hotel. Ihre Fahrdienste endeten jedoch erst später am Abend, als auch die 3 italienischen Physios – Claudia, Elisabetta und Matheo – heil in ihren Zimmern angekommen waren. Die lustige Gruppe war nun komplett. Unser gemeinsames Wochenende konnte beginnen…

Den Samstag wollen wir in 2 Kategorien einteilen.

Was nicht lustig war:

- das Verkehrschaos in Accra: uns wurde gesagt, dass es in Accra mehr Autos gäbe, als Einwohner im Land. Das klingt gewagt, doch nachdem wir am Samstagmorgen mit dem Bus 2,5 Stunden vom Hotel ins Zentrum gebraucht haben, waren wir gerne bereit, dies zu glauben – auch wenn wir während der Fahrt die Autos nicht mitgezählt haben ;-)
- die unglaubliche Hitze: während man in Koforidua gerne mal von dem ein oder anderen Platzregen überrascht wird, bleibt dieses durchaus gewöhnliche Naturschauspiel ein seltenes Phänomen in der Hauptstadt und der ganzen Greater Accra Region. Anscheinend bietet hier das Meer so viel Wasser, dass Regen nicht mehr notwendig ist. Schade, dass Meerwasser nur dann abkühlt, wenn man sich im Bikini präsentiert und eine Runde schwimmen geht. Dazu hatten wir jedoch weder Zeit noch Lust, denn Accras Strände laden noch weniger zum Baden ein, als ein Pool ohne Wasser! Deshalb hieß es schlicht und ergreifend weiterlaufen, trinken, Foto machen, schwitzen, weiterlaufen, trinken… Bei solchen Temperaturen und v.a. auch solchen Gerüchen, die einem in der nicht ganz so sauberen Stadt um die Nase wehen, war man dann um jede Sehenswürdigkeit, die man aufspüren konnte, froh. 
Hier unsre Ausbeute:
Independence Square




Wenn man den grossen Platz ueberquert und hinter sich gelassen hat, kommt man direkt zum Strand.




 Makola Market-nichts für Menschen mit Klaustrophobie

Zudem muss man sich vor jähzornigen Marktweibern in Acht nehmen, die so gar nicht gut Freund mit Kameras sein wollen…

Souvenir Market




 
Eigentliches Highlight waren nicht die kunstvoll gearbeiteten Statuen, Trommeln und Masken, sondern deren Verkäufer :-) Ein Chiller nach dem anderen mit sehr ausgefallenem Lifestyle!


-die fehlende Ästhetik: wir haben alle vergeblich nach etwas Schönem gesucht. Das wir in Afrika nicht auf Jugendstil oder barocke Baukunst stoßen werden, war natürlich klar. Doch selbst in Koforidua kann man sich an manch alten, hübschen Bauten aus der Kolonialzeit erfreuen, wenn man gemütlich die Hauptstraße entlang schlendert. In Accra kann man weder gemütlich schlendern, noch schöne Häuser sichten. Eindruck hinterließen daher allein der Independence Square und das Kwame Nkrumah – Museum (erinnert ihr euch an diesen Namen? S. Welcome to Dobi Princess and have a nice day…)! 






Was schon lustig war:

- wenn man frei von jeglichen Platz – oder Berührungsängsten ist, ist der Makola Market ein wahres Erlebnis. Hier muss man hin, wenn man etwas kaufen will. Sowohl Größe, als auch Anzahl an „Ständen“ legen nämlich nahe, dass man hier wirklich alles kriegt, was man braucht – wer suchet, der findet! Allerdings mussten wir beim Herumstöbern höllisch aufpassen, uns nicht in dem Gewusel von Verkäufern, Kindern, Arbeitern und einfach ganz ganz vielen Ghanaern zu verlieren. Dabei war es hilfreich, dass 4 von uns ein wenig aus der Menge herausstachen, Steffi wiederzufinden war nie ein Problem ;-) 

- die gemeinsamen Abende: Steffi und ich haben hier den Spaß unseres Lebens mit den supernetten, witzigen Italienern und den superlustigen, freundlichen Ghanaern. Leider reisen Claudia und Elisabetta schon nächste Woche wieder ab, da im Laufe des Projekts, für das sie im Krankenhaus arbeiten, alle 3 Wochen neue Physiotherapeuten kommen. Zum Glück bleibt Matheo insgesamt 6 Wochen ;-) Samstagabend konnten wir zusammen die Anstrengungen der Stadtbesichtigung bei einem kühlen Star und ein wenig Cocoa-Likör hinter uns lassen. Die Restaurant – Bar befand sich auf einer Dachterrasse und bot neben der tollen Aussicht auf Accras Lichtermeer zudem richtig gute Musik – Highlife, AfroPop, African HipHop und Reggae!



- das Freundschaftsspiel im Accra Stadium, bei dem Sonntagnachmittag die Black Stars  (so werden hier die Nationalspieler genannt) gegen eine Reihe von bekannten Musikern und Prominenten spielten: einmal im Jahr eine wahre Gaudi! Dass die Ghanaer alle total verrückt nach Fußball sind, haben wir bestimmt schon mal erwähnt. Desto mehr haben wir uns gefreut, als wir nach dem Pfingstgottesdienst die Chance bekamen, diese Euphorie selbst einmal mitzuerleben. Es war toll! Billige Tickets und Bombenstimmung J Schon nach den ersten 10 Minuten war uns klar, dass alle 22 Spieler auf dem Platz nicht weniger Spaß an dem Spiel hatten, als die Zuschauer auf den Rängen. In der Pause nach der ersten Halbzeit sorgten die Musiker weiterhin für Stimmung, indem sie eine Art Live Konzert hinlegten – das ganze Stadion tanzte und trällerte mit! Als in der zweiten Halbzeit ein bekannter Komiker, Funny Face, eingewechselt wurde, artete das ganze Spiel in eine einzige große Show aus. Ihr könnt uns glauben, so köstlich haben wir uns bei einem Fußballspiel noch nie amüsiert. Nach 90 Minuten Unterhaltung pur hatten die Black Stars 6, die Musiker immerhin 1 Tor ergattert. 




- der Gottesdienst am Pfingstsonntag: dieser ist uns zwar nicht gerade lustig, dafür sehr nachhaltig im Gedächtnis geblieben. Wieso, das erfahrt ihr im nächsten Post! Also dran bleiben, nicht umschalten ;-)

J&S

Donnerstag, 16. Juni 2011

„Nyame nhira wo!“


„Fahren wir in Gottes Namen, Amen!“

Stolz dürfen wir euch mitteilen, dass die im Mai beschriebene Autofahrt von Accra nach Koforidua letztes Wochenende getoppt wurde. Wir wissen, klingt komisch – is‘ aber so!

Die Fahrt von Koforidua nach Accra begann eigentlich verheißungsvoll. Denn da in den geschätzten 30 Jahre alten Kleinbus, hier TroTro genannt, zum Verrecken kein Mensch – egal welcher Statur – mehr in den Sitzraum hinter dem Fahrer passte, wurde uns der Beifahrerplatz zuteil. Dies brachte 2 bedeutende Vorteile mit sich:
1. Unsere Beinfreiheit betrug ca. 20 cm; was immerhin 18 cm mehr ausmachte, als die der anderen Passagiere hinter uns. Wohooo!
2. Wir bekamen vorne nicht die volle Schweißladung von mindestens 10 Mitfahrern, die sich sonst in beachtlicher Nähe neben, vor und hinter uns auf ihre Plätze gequetscht hätten. Es war also ein schönes Gefühl, auf der einen Seite dicht an seine beste Freundin, auf der anderen Seite lediglich an den Schalthebel, bzw. ans Fenster gepresst zu werden. Denn diese Platzeinschränkungen brachten weder unangenehme Gerüche hervor, noch stierten sie einen die ganze Fahrt über an, als wäre man eine Erscheinung…

Sobald sich jedoch das Gefährt auf wackligen Beinen in Bewegung setzte, schickte sogar Steffi ein Stoßgebet an den lieben Herrgott. Nun waren wir nicht mehr ganz so entzückt über die ergatterten Plätze ganz vorne, von denen aus wir gnadenlos alles mitbekamen, was sich vor uns auf der Straße so abspielte. So fuhren wir also in Gottes Namen, Amen.

Und da diese Strecke, wie gesagt, das Unmögliche geschafft hat – nämlich den Abenteuertrip mit Brother Stephen zu übertrumpfen – wollen wir sie euch auf keinen Fall vorenthalten! Los geht’s…
                                                                
 Wir hatten einen langen, langen Weg vor uns!


 Und er wurde immer abenteuerlicher...
Der Teer wich ab dem ersten Drittel lustigerweise holprigen, nahezu unbefahrbaren Trampelpfaeden - suchet die Fehler in den folgenden Bildern...














Richtig, fuer einen Kinderhelm hat anscheinend das Geld nicht mehr gereicht, aber hauptsache Papi ist geschuetzt...

Unsere Sicherheit stellten wir allerdings auch das ein oder andere Mal in Frage, aber...

... wir hatten ja den Feuerloescher!
Fraglich nur, wie er zu bedienen gewesen waere, geschweige denn, ob es sich auch nur im geringsten gelohnt haette, ihn bedienen zu wollen...









Deshalb nahmen wir mit gemischten Gefuehlen an der Ralley durch Accra Valley teil...


Und wie dieser arme Jungspund da hineingeraten ist, konnten wir uns auch nicht erklaeren - er tat uns jedenfalls genauso leid wie wir uns ;-)
 
Wir waeren gerne mit ihm gefluechtet...


... bei diesen hoechst sonderbaren Fahrverhalten:







"Haben die in Ghana Rechts - oder Linksverkehr?!"

"Hm... Eigentlich doch Rechts? Ne guck mal, Links!? Neee, da stimmt was nicht, die haben RECHTS - AAAAAHHHH?!?!"






Zumindest wissen wir jetzt, wieso alle Ghanaer einen so felsenfesten Glauben an Gott an den Tag legen: ihnen bleibt schlicht und einfach nichts anderes uebrig ;-)

Also, thank GOD - we arrived in Accra alive!

Wie es uns in den naechsten Tagen in Ghanas Hauptstadt erging, erfahrt ihr beim naechsten Mal :-)

Bis dahin koennen alle, die es interessiert auch mal auf www.missio-ghana.blogspot.com herumstoebern!
Eure  J&S