Freitag, 23. September 2011

MISSION (IM)POSSIBLE

Die Geburtstags-Überraschungsfeier


In Ghana begegneten wir furchtlos einer Mission nach der anderen:

Unsere Körper hatten nach 4 Wochen erfolgreich ein ausgeklügeltes Abwehrsystem entwickelt, das uns täglich gegen böse Bakterien, vernichtende Viren und andere grausame Krankheitserreger schützt. 

Wir nehmen mehrmals die Woche den erbitterten Kampf gegen nicht kleiner werdende Ordnerstapel und endlose Patientenanstürme an – ohne Rücksicht auf Verluste! 

Wir stellten uns fast jeden Sonntag der ungeheuerlichen Qual der Wahl für das passende Sonntags-Outfit.

In den letzten Monaten wurden unsere Körper mit eiserner Disziplin getrimmt: unsere Blasen wurden regelmäßig bis an den Rand einer Explosion getrieben und somit extrem für d’Wiesn trainiert. Das Fitness-Programm erweiterten wir mit Liegestützen, sowie Super-Seilspringen. 

Der 15. August stellte uns jedoch vor eine neue Mission, die alle anderen an Wagemutigkeit übertreffen sollte. Mission Geburtstag.

Der Auftrag wurde uns schon einen Monat zuvor erteilt, zum Glück. Er lautete:
Agentin Ama, Agentin Akos, ein gewisser Prince Agyei Antwi wird am 15. August vierundzwanzig. Ihr sollt dafür sorgen, dass er diesen Geburtstag nie vergisst – Kuchen, Kerzen, Geschenke, mit allem drum und dran. Eine Geburtstagsfeier nach westlicher Art, die ihm den besten Geburtstag seines Lebens beschert. Ihr habt einen Monat Zeit. 

Na, Prima! Nach all den Missionen, die wir erfolgreich bewältigen konnten, spielte diese in einer ganz anderen Liga. Ihr zu Hause werdet euch denken: „Hey, Geburtstagsfeten schmeißen ist doch ein Klaks, das wird hier zwischen Zähneputzen und Frühstück erledigt!“ Richtig, in Deutschland genügen ein paar Handgriffe, Telefongespräche und ein dicker Geldbeutel. 

Lasst uns also kurz unsere Lage in Ghana erklären, die den „Klaks“ in ein klitzekleines Problemchen verwandelte.

1.      Wir haben keine dicken Geldbeutel, die vieles erleichtern könnten – denn money, money, money can be bekanntlich funny! (Genau genommen haben wir nicht einmal Geldbeutel, sonder nur Beutel, aber die sind auch nicht prall gefüllt…)

2.       Wir sind in Ghana: sehr entscheidender Punkt. In diesem Land wird nämlich nicht die Geburt, sondern der Tod gefeiert. Wir haben es also mit einer Kultur zu tun, in der Geburtstag genauso viel wie Namenstag in Deutschland zählt: viele Leute vergessen ihn, geschweige denn sie wissen den genauen Tag. Nix Geschenke, nix wichtig. Immerhin existiert der Brauch, dem Geburtstagskind einen Eimer Dreck über den Kopf zu kippen und/oder es zu verprügeln. Super.

3.       Der Geburtstagskuchen, der in Deutschland bei keiner Feier fehlen darf. Dazu benötigt man leider einen Ofen. Schade.

4.       Die Party-Gäste. Hier greife ich auf Punkt 2 zurück: am „Ehrentag“ verprügelt und mit Dreck überschüttet werden. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass unter solchen Umständen Geburtstage gelegentlich sogar verschwiegen werden. Auf jeden Fall hüten sich die allermeisten davor, eine Party zu veranstalten, bei der mit Sicherheit diese liebenswürdigen Gesten ausgeführt würden. (Ausnahme stellt nur der 50. Geburtstag dar!)

5.       Die Einladung der folglich nicht erwünschten Party-Gäste. Wir besitzen einen kläglichen Bruchteil der Handynummern, die erforderlich wären.

Der einzige Aspekt, den wir einigermaßen zu bewältigen wussten, war die Geburtstagskarte. Immerhin ein Anfang. Wir, bzw. Johanna, schnippelten und malten, klebten und verzierten was das Zeug hielt. In diesem Teil der Mission gingen wir richtig auf und schoben die anderen Punkte, die noch zu erfüllen waren, ganz weit weg, in den hintersten Teil des Hirns. Was das Problem deren scheinbarer Unerfüllbarkeit leider nicht löste. Mist.
 Auch der Ausflug zu den Wasserfällen, der beinahe ins Wasser gefallen wäre, brachte lediglich Ablenkung, jedoch keine genialen Gedankenblitze. Wieder Mist.
Mittlerweile lief uns die Zeit davon und unsere Schlechten Gewissen fingen an, uns täglich mit den 5 angesprochenen Punkten zu nerven. Uns blieb nichts anderes übrig: wir mussten uns den Herausforderungen stellen!
Problem #1 lösten wir sehr elegant. Wir wussten zwar, dass ein abgefahrenes Geschenk, wie z.B. ein neuer Laptop oder ein Auto, die Mission auf der Stelle erfüllen würde, mussten uns finanziell jedoch leider zurückhalten. Stattdessen setzten wir auf eine abgefahrene Geburtstagskarte, in der so viel Aufwand, Kreativität und Zeit steckten, dass sie mit einem Auto LOCKER mithalten konnte. Das fanden wir zumindest.
Problem #2 stellte sich als etwas kniffliger heraus. Ich weiß ja nicht, wie ihr traditionelle Einstellung und Denkverhalten schwupps die wupps um 180 ° drehen würdet, uns fiel jedenfalls so schnell keine Lösung ein. Weshalb wir uns lieber dem 3. Problem zuwandten.
Problem #3 war der Kuchen. Wir stellten eine Liste auf, mit den Kuchen, die realisierbar wären, und denen, die auf keinen Fall gehen. Hier unser Ergebnis:
Kuchen, die auf keinen Fall gehen: Alle Torten (wegen Sahne), Schokokuchen (kein Kakaopulver/ Schokolade viel zu teuer), Obstkuchen (keine Glasur), alle Kuchen, die Backpulver oder zum Backen einen Ofen benötigen (also Schokokuchen gleich zweimal nicht!!)
Kuchen, die realisierbar wären:  -------      
           
Kurz vorm Verzweifeln lief auf der Straße unsere Rettung an uns vorbei. Sie war groß, mittleres Alter, wie die meisten Frauen über 30 etwas dick und ihre eigentlich schöne Stirn war in 4 große Falten gelegt. Diese rührten von der großen Kiste mit Plastikgläsern und Holzrahmen her, die sie geschickt auf ihrem schönen Kopf balancierte, während sie Passanten und Radfahrern auswich. Auf ihrem Rücken schlief ein kleines, bildhübsches Baby, fest in bunte Tragetücher gewickelt. Seine Haare waren noch ganz weich und wuschelig. Alles in allem eine ganz normale Verkäuferin, eine von vielen in Koforidua. Für uns war jedoch interessant, was sie verkaufte: es waren Pfannkuchen.
Wir strahlten uns an und fügten, sobald wir im Zimmer waren, „Pfannkuchentorte“ zur Kuchen, die realisierbar wären – Spalte hinzu. Jetzt mussten wir nur noch David, unsren Koch, um seine Hilfe bei diesem Projekt bitten – aber das war kein Problem :-)
Ein Problem wurde unerwarteterweise die Beschaffung der Zutaten für den Pfannkuchenteig, sowie der Belag (Schokocrème und Bananen). Ganze 2 Stunden lang rannten wir von einem Supermarkt zum anderen, um jedes Mal zur gleichen Erkenntnis zu kommen: es gibt in Koforidua keine Vollmilch, wie wir sie kennen und lieben –  ebenso wenig war die Schokocrème aufzutreiben. Statt Milch wurde schließlich „Creamer“ gekauft (man kann auch Kondensmilch sagen), die Schokocrème konnten wir nur dank Davids Tipp im Kühlregal der Tankstelle ausfindig machen. Ich wiederhole: in der TANKSTELLE!
Danach war es uns auch schon egal, dass die Eierfrau eine geschätzte Ewigkeit brauchte, um zu verstehen, dass wir rohe und keine gekochten Eier wollten. Und sie uns die rohen Eier auch nicht schnell kochen sollte. Einfach roh lassen. Bitte. Danke.
Mit etwas Verspätung ging es endlich in den Endspurt: 2 weitere Stunden Pfannkuchen braten und belegen. Aus 24 Pfannkuchen zauberten wir zwei tolle „Pancake-cakes“!

Leider blieb uns nun nicht mehr allzu viel Zeit, um alle Freunde zusammen zutrommeln, weshalb wir diese Aufgabe kurzer Hand an Jones und Ebenezer abgaben. Ein charmantes Lächeln kann Wunder bewirken ;-)

Schnell noch umgezogen und die Kuchen verpackt, um sie hungrigen Blicken zu entziehen, und los ging’s zum Geburtstagskind. Sogar Kerzen konnten wir auffahren. Das wäre jedoch fast nicht nötig gewesen, da allein die Pfannkuchentorten und die Karte jegliche Erwartungen übertrafen. Selbst die Geburtstagsgäste blieben nicht aus. Wir waren überrascht und erfreut zugleich, dass die Geburtstagsfeier ganz von allein einen traumhaften Verlauf nahm. Freunde, Nachbarn und Familie verköstigten sich mit Kuchen und Softgetränken, während im Wohnzimmer fleißig zu übertrieben lautem Hiplife getanzt wurde.
Princes Mutter Mary schlachtete ihm zu Ehren sogar ein Huhn – das natürlich gleich gemeinsam verspeist wurde, zusammen mit Reis und scharfer Tomatensoße *mmhh*
Einziger Minuspunkt: wir konnten nicht einmal mit vereinten Kräften die besten Freunde davon abhalten, den schon bereitgestellten Eimer voll brauner Brühe über dem Geburtstagskind zu entleeren. Unseren lautstarken Protesten entgegneten sie nur achselzuckend: „That’s our tradition…“ Da kann man wohl nichts machen.


Uns wurde jedenfalls umso leichter ums Herz, als Prince endlich den erlösenden Satz sagte:
„Hey, girls – this was the best birthday of my life!“
Mission erfüllt. Wahnsinniges Glücksgefühl.


J&S

Mittwoch, 14. September 2011

Boti Falls


Der Ausflug zu den Wasserfällen wäre beinahe ins Wasser gefallen…

2 gute Gründe, die Boti Falls in unsre Touri-ToDo-Liste aufzunehmen:

1. Sie sind eine der wenigen Sehenswürdigkeiten Ghanas, die in der Lage sind, Menschen aus aller Welt anzuziehen. Und dies nicht ohne Grund: vor allem in der Regenzeit wecken die wilden Wanderwege voller exotischer Erlebnisse und die rauschenden Riesenfälle berauschende Gefühle in den Herzen von Touristen.

2. Diese sagenhafte Touristenattraktion befindet sich nur eine halbe Stunde von Koforidua entfernt, also praktisch gleich um die Ecke ;-) So nah, dass es sich von Anfang an als perfekte Wochenendbeschäftigung anbot. Sogar so nah, dass man selbst nach der Arbeit noch hätte hin fahren können.

Dennoch haben wir es tatsächlich geschafft, mit dem Besuch der Boti-Wasserfälle bis kurz vor knapp zu warten. So kurz vor knapp, dass an dem Samstag, an dem der Ausflug dorthin Wirklichkeit werden sollte, auf äußere Umstände keine Rücksicht mehr zu nehmen war. Äußere Umstände wie Regen. Viel Regen.

Durch eine verheißungsvolle Regenpause bestärkt, stiegen wir schließlich mit Prince, Ebenezer und Kwame in unser Lieblingstransportmittel ein. Nach nur unglaublich kurzen 25 Minuten hieß es auch schon „Sie haben Ihr Ziel erreicht!“. Das war die gute Nachricht – die schlechte lautete „Die Außentemperatur ist aufgrund von einsetzendem Regen auf 18 C° gesunken. Vielen Dank, dass Sie mit diesem TroTro gefahren sind. Wir wünsche Ihnen einen erfrischenden Aufenthalt bei den Boti Falls“.

Normale Menschen würden nun ihre Regenjacken überziehen und sich nach dem Motto „Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung“ ins Abenteuer stürzen.

Steffi und Johanna hatten leider keine Regenjacken zum Überziehen und stürzten sich somit nach dem Motto „Schlimmer wird’s nimmer!“ ins Abenteuer.

Unser Ich-nehm-die-Regenkleidung-aus-Prinzip-nicht-mit-Trick funktionierte dann tatsächlich während dem ersten Teil unserer Exkursion ins Grüne. Den berühmten Umbrella Rock, so wie die höchst eigenartige dreiköpfige Palme konnten wir daher im Trockenen bewundern.


Allerdings konnten wir nun für die nassen Flecken auf unserer Kleidung nicht mehr das Wetter verantwortlich machen – zugegebenermaßen rührten diese von den Schweißperlen her, die von allen möglichen Körperteilen auf unsere T-Shirts tropften. Bei diesen „Wanderwegen“ hätte der Alpenverein noch ein hartes Stück Arbeit vor sich! Glücklicherweise haben wir wenigstens unsere Füßchen mit festen Schuhen angemessen ausgestattet, was die Klettertour erträglich machte. Die afrikanischen Mädchen hatten da durchaus mehr Schwierigkeiten, was allerdings nicht verwunderlich war.

Unbeholfenheit + Glitzerballerinas/Hohe Schuhe + Ausgeprägte Unsportlichkeit + Steiler, felsiger Wanderweg = PROBLEM

Wie lösen wir dieses Problem? Richtig, mit vereinten Kräften der männlichen Begleiter (allesamt behände, sportlich und mit festem Schuhwerk)!

Stolz können wir zwei berichten, dass wir Hin – UND Rückweg auch ohne diese Hilfe geschafft haben ;-) (Dazu muss fairer weise gesagt werden, dass die Jungs mit ihrem Verhalten und Witzen für haufenweise Ablenkung sorgten, was den Weg nur noch halb so anstrengend erscheinen ließ.)




Doch dies war nur der erste Streich, denn der zweite folgt sogleich:

Während wir uns kurz mit Waakye (Reis mit Bohnen und scharfer Soße) und Fleischspießen stärkten, statteten uns die geliebten Regenwolken einen erneuten Besuch ab. Über uns und den Wasserfällen schienen sie ein gemütliches Plätzchen gefunden zu haben, da sie sich bis zum Schluss nicht mehr verziehen wollten.

Als wir durchnässt und zitternd vor den Wasserfällen standen, hätte also nach unserem Geschmack ruhig etwas weniger Wasser von oben nach unten strömen können...



Dennoch verbrachten wir eine beträchtliche Zeit an diesem Naturschauspiel. Seine natürliche, einfache Schönheit brachte uns so viel Freude, dass wir alles um uns herum vergaßen. Während man das fröhliche Wasserspiel betrachtete, war es, als neigten sich über einem die Bäume leicht, als wollten sie einen behüten. Ich fühlte mich so geborgen und glücklich, dass ich Steffi fest in meine Arme schloss, um mit ihr dieses Gefühl zu teilen. So standen wir lange Zeit Arm in Arm im Regen – bis die Idylle gestört wurde. 

In den Rufen und dem lauten Gebaren der anderen Touristen, so wie der zunehmenden Kälte löste sich der Paradiesschleier, der sich zuvor über diesen Ort gelegt hatte, langsam auf.

Es war also höchste Zeit, die letzten Fotos zu schießen und nach Hause zu gehen. Besser gesagt zu fahren, zu fünft in einem Taxi. Aber es waren ja nur 25 Minuten ;-)





J&S

Sonntag, 28. August 2011

Frauen und Technik...

Alle Achtung! Alle Achtung! Alle Achtung!

Da der Laptop nach unserem Urlaub zu streiken anfing und sich strikt weigerte, wieder anzugehen, konnten wir leider keine neuen Posts mehr hochladen. Doch das Warten hat bald ein Ende: mit uns kehren auch die Einträge zurück - also nicht umschalten und dran bleiben bitte,

Eure J&S



Mittwoch, 3. August 2011

Ab in den Süüüden: Dienstag und Mittwoch steht ein bisschen Kultur auf der Tagesordnung



Elmina – die älteste und vermutlich schönste Siedlung Ghanas

Nach zwei Tagen nichts Tun außer Sonne und Strand zu genießen, meldete sich unser Bewegungstrieb wieder. Also zogen wir für die nächsten zwei Nächte ins Stumble Inn, ein weiteres Beach Resort, das mit keinem paradiesischen Strand, dafür aber mit seiner bestechenden Nähe zu Elmina punkten konnte. Wir merkten schnell, dass man es auch dort durchaus eine Zeit lang aushalten konnte. Das Südsee-Flair in Perfektion wie im KoSa war hier zwar nicht inklusive, allerdings umtanzten einen bunte Schmetterlinge, wenn man sich auf den Weg zu einem der Strandsessel mit Meerblick machte. Dieses Vergnügen wurde uns jedoch nur nachmittags zuteil, da der Morgen stets für das süße Fischerdorf nebenan reserviert war. 

Morgen #1

Nachdem wir allen unnötigen Ballast in unserem Zimmer abgeladen hatten, ließen wir uns praktischerweise von den holländischen Besitzern des Beach Resorts mit in die Stadt nehmen. Dort wurden wir direkt vor der Burg abgesetzt, nur die letzten 5 Meter zum Tor und die Führung mussten wir jetzt selbst hinbekommen ;-)


Das war zum Glück kein Problem, dank unseres super netten und kompetenten Tourguides. Im Gegensatz zu dem jungen Herrn in Cape Coast konnte jener all unsere Fragen beantworten und sogar darüber hinaus interessante Informationen und Geschichten hinzufügen. Das langweilige Auswendig-Runterrattern überließ er glücklicherweise ebenfalls seinem Kollegen in CapeCoast Castle. Schon allein deshalb hatte es sich gelohnt, sich nochmals durch eine Sklavenburg führen zu lassen. Zusätzlich wickelte uns Elmina Castle mit ihrem Äußeren um den Finger – nach 90 Minuten stand es also 3:0 für Ghanas älteste Siedlung überhaupt!

Morgen #2

In den Mittwochmorgen starteten wir sehr, sehr früh. Uns erwartete nämlich ein großes Spektakel im Hafenbecken: FISCHMARKT. Wir können getrost sagen, dass alle anderen Fischmärkte dagegen peanuts sind! So etwas hat man noch nie erlebt. Dazu muss gesagt werden, dass wir uns natürlich auch genau den Tag heraus gesucht haben, an dem mit Abstand am meisten los ist. Denn da dienstags nicht gefischt wird, ist mittwochs stets die Hölle los :-)

Deshalb beobachteten wir das bunte Treiben zunächst aus sicherer Entfernung von der Brücke aus. Nach einer Weile nickten wir uns schließlich aufmunternd zu, nahmen uns feste an der Hand und stürzten uns ins Getümmel. In den ersten 10 Minuten bildete ich mir noch ein, ich müsste unbedingt wenn irgend möglich ein paar Schnappschüsse einfangen. Doch all die altbewährten Tricks, den Marktfrauen ein Lächeln und der Kamera ein Foto zu entlocken, zogen hier leider nicht. Ich war sozusagen mit meinem Twi am Ende! Wir steckten den Foto also wieder ein und gaben uns geschlagen, was immerhin besser war, als geschlagen zu werden ;-) So wie die „elminischen“ Weiber drauf sind, hätte das durchaus passieren können. Um jeden Fisch wurde gestritten und gekeift was das Zeug hielt – einfach herrlich anzusehen! 
Allerdings muss man sagen, dass die Fänge zum Teil durchaus einen Streit wert waren: Katzenhaie, 1.50 bis 1.80 Meter große Fische, Rochen und Riesenaale, herrlich rote Krebse und Thunfische, die man mit einem Beil zerlegen muss. 

(Dieses Foto kostete mich übrigens einen Kuss auf die Wange der Verkäuferin, die daraufhin auf den Cedi verzichtete, den sie eigentlich dafür haben wollte)









Nachdem es immer schwieriger wurde, den kiloweise Fisch tragenden Menschen auszuweichen und uns einen Weg durch das Gewusel zu bahnen, ohne unangenehm aufzufallen, ergriffen wir die Flucht. Wieder auf der Brücke angekommen, lösten sich unsere Hände allmählich aus der festen Umklammerung. Wir und die Kamera hatten überlebt. 

Die nächsten eineinhalb Stunden begnügten wir uns damit, das geschäftige Treiben von der Brücke aus weiter zu genießen. Elminas Fischer sind wohl die fleißigsten der Welt! Ununterbrochen fuhren die Boote ein und aus. Doch anstatt mit der Zeit weniger zu werden, wurden sowohl Boote, als auch der Fisch darauf immer mehr – wir konnten uns überhaupt nicht vorstellen, wer das alles essen soll. Wir waren so fasziniert, dass wir uns erst vom Hafen losreißen konnten, als die Mittagssonne langsam aber sicher anfing, unsere Nacken zu verbrennen. Schleunigst verließen wir unseren sonnigen Brückenplatz und schlenderten durch die süßen Straßen, bis wir an der katholischen Kirche ein schattiges Plätzchen für unser Mittagessen fanden. 
In einem gemeinsamen Vater Unser dankten wir für den schönen Vormittag und sagten Elmina Auf Wiedersehen

J&S

Ab in den Süüüüden: Zwischenstop im KoSa-Beach Resort


Willkommen im Paradies, bitte treten Sie ein!

Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen. Nach 2 Monaten Arbeit gab es keinen besseren Ort um einfach mal zu entspannen und zu relaxen – hier gaben wir uns die volle Dröhnung an URLAUB! Und der sah wie folgt aus:

Tag 1





ANKOMMEN. Rucksäcke verstauen. Bikini an und ab an den Strand. Grooooße Augen beim Anblick des wunderschönen blauen Meeres, des Sandstrandes und der Palmen, die leise und sanft im Wind wiegen. Wir legen uns in den kühlen Halbschatten der gefächerten Blätter. Ein letzter Blick in den Himmel – strahlendes Blau, getupft mit ein paar Schäfchenwolken. Lächelnd lassen wir unsere Augen zufallen. Umgeben von wohltuender Ruhe, die kein Flugzeug, kein Auto, kein Schiff weit und breit stören könnte.



Tag 2

AUSSCHLAFEN. Wir erwachen aus einem unglaublich erholenden und tiefen Schlaf. In den bequemsten Betten der Welt. In dem süßesten Bungalow der Welt. An einem der schönsten Flecken der Welt. Das schöne Wetter ruft, also Bikini an und los geht’s auf Nahrungssuche. Bewaffnet mit ganzen 2 Euro – von denen uns am Ende noch 50 Cent bleiben. Einmal die Bucht entlang spaziert. Füße im kühlen Nass. Sonne im Gesicht. Wir biegen nach links in ein Fischerdörfchen ab. Kleine Hütten und Straßen aus Sand, die noch nie zuvor von Weißen betreten wurden (geschweige denn von anderen Touristen). Hier finden wir nicht nur äußerst erstaunte Gesichter, sondern auch die beste Ananas der Welt. Dazu Weißbrot, Wasser und Melone. Schnell die 50 Meter zurück zum Strand, unter eine schöne Palme in den Sand gesetzt: Frühstück und Aussicht genießen.


Zurück im Resort wird weiter geschlafen. Nicht ganz so tief und auch nicht im Bettchen,  dafür am Strand mit gratis Meeresrauschen zum Eindösen.


Aufwachen, um ein Tanzspektakel im nahe gelegenen Dorf Ampenyi zu erleben. Eine holländische Tanzgruppe will präsentieren, was sie in den letzten 2 Wochen an ivorischen Tanzschritten gelernt haben. Das ganze Dorf versammelt sich am Dorfplatz. Popcorn vor Beginn der Show. In der ersten Reihe Platz genommen. Unterhaltung pur für über 2 Stunden.
Highlights: die Tanzeinlagen des ivorischen Tanzlehrers, der 10-minütige Solopart des besten Trommlers der Welt (wir dürfen vorstellen: Marcel, 26, ebenfalls von der Elfenbeinküste), die anschließende Darbietung ghanaischer Tänze von 7 jungen Dorfbewohnern. Vor allem einer von ihnen wusste nach jedem Tanz mit seiner Extra-Show für allgemeine Belustigung zu sorgen. Zu guter letzt gemeinsames Tanzen mit all den Kinder in der Abenddämmerung.





Rückkehr zum Beach Resort, um ein wunderbares Abendessen mit Meerblick zu genießen. Mit einem Lagerfeuer am Strand lassen wir den Tag ausklingen. Die Sterne erwecken den Eindruck, als würden sie funkelnd und glitzernd ins Meer regnen. Zum Weiterträumen lassen wir uns in unsere himmlischen Betten fallen. 




Tag 3 

ABSCHIED NEHMEN für 2 Tage. Elmina ruft. Also schnell den Elmina-Bericht einschieben, bevor es hier weiter geht ;-)

Tag 4 

SEHR GUTES ESSEN nach unsrer Ankunft aus Elmina: Schoko-Crêpes mit großem Früchteteller. Danach erst einmal Siesta am Strand. Verdauen, Entspannen.


Nach einem erfrischenden Bad im Meer wird ausgiebig mit leicht erwärmtem Wasser geduscht. Kleider an, Blume ins Haar und ab zum letzten und leckersten Abendessen. Gegrillter Hummer und Shubisy (Reis mit gebratenem Gemüse, Erdnüssen und Safran) warten auf uns. Unsere Gaumen danken nach  jeder Gabel, wobei sie sich schon auf die Nachspeise freuen dürfen. Fried IceCream – Vanilleeis umhüllt von  köstlichem Teig, der ausgebacken wird. Außen heiß, innen weiß! Das Ganze runden wir mit einem Cocktail ab. Nun können wir guten Gewissens am nächsten Morgen aus dem Paradies abreisen. 

J&S

Montag, 1. August 2011

Ab in den Süüüüden: Abfahrt, 20. Juli 2011

Cape Coast – ein Kap der guten Hoffnung?

Guter Hoffnung waren zumindest Steffi und ich, als wir ins TroTro Richtung Süden stiegen: wir hofften, damit dem koforiduischen Regen 10 Tage lang entfliehen zu können. Unsre Flucht in die Sonne wusste jener allerdings fast zu verhindern. Denn nachdem der Himmel literweise Wasser auf dieses Fleckchen Erde geschickt hatte, waren die ghanaischen Straßen zum Teil praktisch unbefahrbar. Unsere Urlaubsreise entpuppte sich also als eine weitere unvergessliche TroTro-Fahrt – und wir müssen mittlerweile wirklich sagen:
WIR LIEBEN TROTRO FAHREN :-) 

Was man da alles geboten kriegt! Deswegen decken wir uns auch bevor der „Film“ losgeht mit allerlei Leckereien wie deftige meat pies, leckere Herzkuchen und Windbeutel à la Afrika ein. Danach muss nur noch aus dem Fenster geguckt und genossen werden ;-) Diesmal hatten sie unter anderen 2 Flussüberquerungen im petto, weswegen wir sehr froh waren, dass TroTros anscheinend auch schwimmen können, wenn die Situation dies erfordert. Nach 5,5 Stunden war das Spektakel schließlich vorbei und wir in Cape Coast.










Blöderweise war es uns nicht gelungen, das schlechte Wetter aus Koforidua abzuhängen. Und auch die Leute von dort wurden wir nicht so schnell los! Max, ein Berliner Freiwilliger, den wir aus dem Vodafone House (unserem Stamm-Internetcafé) kennen, verbrachte mit seinem besten Freund Jean-Marc eine Nacht im gleichen Guesthouse. Da bot es sich natürlich an, den Tag gemeinsam bei einem Alvaro und vielen Brownies auf dem Dach unseres Hotels ausklingen zu lassen. Der nächste Morgen brachte uns zwar immer noch keinen Sonnenschein, dafür jedoch einen Super-Start in unseren Urlaub.
Während sich unsre zwei deutschen Freunde im 3 Stunden entfernten Bonsua auf die Suche nach der Sonne machten, zogen wir in Richtung Cape Coast Castle los, wo wir zwar keine Sonne, aber immerhin ein großes Stück Geschichte fanden.



Uns war beiden vor dem Besuch dieser Sklavenburg nicht bewusst, was für eine große Rolle Ghana in der Geschichte des Sklavenhandels spielte! Über Ghanas Küstenstädte wurde beinahe der gesamte westafrikanische Sklavenhandel abgewickelt. Aus diesem Grund kann man als Tourist an der ghanaischen Küste sozusagen Castle-Hopping betreiben – eine Burg nach der anderen. Während sich das Äußere der Bauten dabei durchaus unterscheidet, bleiben die traurigen Geschichten, die sich damals dort abspielten, stets dieselben:


Männer und Frauen wurden getrennt zu hunderten in winzige Kerker gepfercht, wo sie bis zu 2 Monate auf ein Schiff warten mussten. Rund 60 Millionen Afrikaner gerieten während der der Zeit des Sklavenhandels in Ghana vom Regen in die Traufe:
Zunächst wurden die stärksten und kräftigsten Männer und Frauen aus ihren Familien gerissen. Der Schmerz darüber wurde jedoch in den dunklen, engen Kerkern von erdrückendem Gestank und unmenschlichen Bedingungen verdrängt. Überstand man die Überbrückungszeit in den Burgen, wartete auf der anderen Seite der Door Of No Return ein noch schlimmeres Übel: das Übersetzen in die Karibik, nach Amerika oder Europa. Unzählige starben aufgrund der unerträglichen Umstände, für die Überlebenden ging es nach der Reise weiter bergab. Sie waren angekommen, lebend. Nun mussten sie schuften, bis zu ihrem Tod.



Ihr könnt euch vorstellen, dass sich nach der Führung durch die Burg leise ein bedrückendes Gefühl auf unsere Gemüter legte. Doch so sehr uns dieses traurige Schicksal so vieler Afrikaner berührte, bemühten wir uns, auch die positive Entwicklung der Gegenwart zu berücksichtigen. Wir bemerkten sehr wohl, dass in den Küstenstädtchen in den Burgen sehr gute Aufarbeitungsarbeit geleistet wird. Wie auch in Deutschland bezüglich des Dritten Reichs will man hier das Augenmerk auf die Gegenwart und Zukunft zu lenken, das Erbe aufrecht erhalten, um eine Wiederholung der Geschichte zu verhindern. Zudem öffnet Ghana seine Türen weit für alle, die sich auf die Suche nach ihren afrikanischen Wurzeln begeben. Auf diesem Weg kehrte auch Amerikas First Lady Michelle Obama 2009 nach Ghana zurück. Doch im Gegensatz zu ihren Vorfahren fand sie eine Door Of Return vor, hinter der keine Sklavenschiffe, sondern ein Land wartet, das jeden herzlich willkommen und zuhause heißt, der hier seine Wurzeln finden will.

Während wir also durch die sonnigen Straßen liefen, hier bunte Stoffe, dort frisch geräucherten Fisch kauften und schließlich die heiße afrikanische Sonne weiter am Strand genossen, nickten wir uns lächelnd zu:

Ja, Cape Coast ist ein Kap der guten Hoffnung! Ein historischer Ort, der Menschen mit afrikanischem Hintergrund ebenso anzieht wie Touristen aus aller Welt.









Und mit diesem guten Gefühl schliefen wir selig ein. In unserem Doppelzimmer für 5 € die Nacht.
Mun deye!


J&S